VOLUMETRISCHE MALEREI


 Einführung


Birgitt Fuchs' Hinterglasmalerei stellt einen ersten Ansatz der Projektion mehrerer Bild-Ebenen dar, bei dem Form (Glasauftrag) und Farbe (Hintergrundbild) durch die Ebenen separiert werden. Ihre Vision, den Betrachter Teil des Bildraumes werden zu lassen, besteht aber nur in der Möglichkeit, den Bildraum tatsächlich drei-dimensional werden zu lassen. Eine solche drei-dimensionale Malerei wird erst unter Zuhilfenahme neuer medialer Techniken möglich.
Birgitt Fuchs‘ Ansatz dazu ist eine von ihr in den letzten Jahren entwickelte und neuartige Kombination der Bildhauerei, der Malerei sowie medialer Techniken, für den sie die Bezeichnung 'Volumetrische Malerei' kreiert und publiziert hat. Im Ergebnis liefert diese mittlerweile preisgekrönte Technik ein Abbild der drei-dimensionalen Silhouette einer realen modellierten Figur, deren Volumen vollständig mit Malerei gefüllt ist. Die Visualisierung erfolgt mit Hilfe eines Computerprogramms, das es erlaubt, die Figur und ihren Innenraum darzustellen und interaktiv zu erleben.

 Von der Skulptur...


Im ersten Schritt wird aus formbarer Masse eine Figur modelliert, die sich stark an die körperhaften Grundmotive der 'Figurationen' anlehnt. Im Laufe der Zeit sind so verschiedene Skulpturen entstanden, die sich in den Videoarbeiten auch in kombinierter Form wiederfinden und damit die Kompositionen der Malereiarbeiten aufgreifen:
Ölgemälde 'Formation 3' und Still des Video 'Aufmarsch'
Ölgemälde 'Formation 3' und Still des Video 'Aufmarsch'
Die Skulptur wird dann nach einem ebenfalls von ihr speziell entwickelten Verfahren manuell in einzelne Scheiben zerschnitten, und der Umriss jeder Scheibe als räumliche Begrenzung des zu bemalenden Bereichs definiert. Die Skulptur bestimmt so die drei-dimensionale Silhouette und damit den gesamten Bildraum der finalen Gestalt.
Zugrundeliegende Skulptur der Volumetrischen Malerei
Skulptur und resultierende Projektion am Beispiel der Figur 9

 ...über die Malerei...


Die Form jeder Scheibe der Skulptur wird auf einen genügend großen Malgrund übertragen. Innerhalb dieser Form werden nun Strukturen und Bilder in herkömmlicher Technik, z. B. Acryl, Farbstift oder Graphitstift, gemalt. Dieser Malprozess ist deutlich komplexer als die herkömmliche Malerei auf einer einfachen Bildebene. Im Endergebnis sollen Projektionen der Schichten entstehen, die eine Transparenz der Einzelebenen erfordern. Beim Malprozess müssen nun die Strukturen in der dritten Dimension - also der darüber- und darunterliegenden Bildebenen - mit einbezogen werden, so dass eine echte drei-dimensionale Struktur entsteht. Darüber hinaus wird mit der Malfarbe bereits bestimmt, wie stark transparent einzelne Bereiche später werden sollen.
Einzelne Schnittebene mit Acrylbild
Eine einzelne Schnittebene der Skulptur mit dem dazugehörigen Acrylbild

 ...zum Video...


Die mit einem Scanner digitalisierten Einzelbilder werden schließlich mit einer speziell entwickelten Software zunächst zu ihrer ursprünglichen drei-dimensionalen Form wieder zusammengesetzt. In der digitalen Präsentation besteht nun aber jede Scheibe aus einem eigenen Bild, welche in ihrer Gesamtheit die ursprüngliche Skulptur als Form wiedergibt. Die Software berechnet für jeden einzelnen Bildpunkt eine Teiltransparenz, die durch Helligkeit, Kontrast oder Farbtiefe des Farbauftrags bestimmt wird. Es entstehen so echte Projektionen durch die gesamte Figur, die i. d. R. aus 80 bis 100 Einzelbildern besteht.
Anschließend gestaltet Birgitt Fuchs durch Bewegungen, Drehungen und Transparenzänderungen eine Choreographie der Figuren derart , dass in dem resultierenden Video besondere Ansichten kontinuierlich durchfahren werden. Diese Transienz der Präsentation bewirkt, dass sich Projektionen immer nur vorübergehend bilden und sofort wieder in neue, völlig andersartige Strukturen und Bilder auflösen.
Umsetzung der Figur im Video
Die Abbildung der Bildebenen im Video

 ...und zur Präsentation


Die Nutzung neuester medialer Techniken ermöglicht neue Präsentationsformen. So hat Birgitt Fuchs neben der klassischen Leinwandpräsentation mit Hilfe von Projektoren auch andere Verfahren genutzt. Eine halbdurchlässige Gaze, als Projektionswand frei schwingend im Raum aufgehängt, unterstützt die Leichtigkeit und Durchsichtigkeit der Videoarbeiten und erzeugt durch Bewegungen eine zusätzliche dynamische Komponente. Durch Berechnung von parallaktisch versetzten Doppelbildern kann die Software auch die stereoskopische Darstellung unterstützen. Diese wird mit speziellen Monitoren unter Zuhilfenahme von Polarisationsbrillen umgesetzt und erlaubt dem Betrachter eine realistische Wahrnehmung eines echten drei-dimensionalen Gemäldes.
Präsentationan auf Leinwand, Gaze und Stereobildschirm
Präsentationen auf Leinwand, Gaze und Stereobildschirm